Geschichte

Das Walliser Landschaf als Selbstversorgerschaf

Das Walliser Landschaf war ein ausgesprochenes Selbstversorgerschaf. Es zeichnete sich aus durch seine Fruchtbarkeit, Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit und verfügte über  eine hervorragende Alpgängigkeit . Besonders geschätzt wurde die Wolle dieser Tiere, welche damals eine breite Verwendung zur Herstellung von Kleidern fand. Die daraus gefertigten Strümpfe und Unterwäsche galten als sehr warm und förderlich für die Gesundheit, insbesondere bei Gelenk- und Rheumaerkrankungen – eine Eigenschaft, die auch heute noch von Oberwalliser Schafzüchtern betont wird. Ein weiterer Vorteil war, dass die Wolle für die Herstellung des Bauerntuches («Trilch») nicht gefärbt werden musste.

Walliser Landschaf - Foto Marius Schnyder

Farbwechsel im Vlies und Einfluss auf andere Rassen

Die Jungtiere des Walliser Landschafes sind gänzlich schwarz. Erst im Laufe des Lebens wird dass Vlies heller und bräunlich. Die «älwen» und schwarzen Oberwalliser trugen höchstwahrscheinlich zur Entstehung des Berneroberländer Bergschafes, d.h. des Frutigschafes (dem Vorläufer des Elbeschafes) bei. Das Frutigtal stand bis um 1400 unter der Herrschaft der Lötschentaler Herren. Mit der Aussiedlung ganzer Lötscher Familien gelangten Schafe ins Berner Oberland und ins Saanenland. Auch an der Grimsel führten die siegreichen Berner Walliser Schafe als Kriegsbeute mit nach Hause. Zudem trugen die ursprünglichen Frutigschafe Hörner.

 

Walliser Landschaf mit Jungtieren - Foto Jacques Fournier

Bedrohung und Rückgang des Walliser Landschafes

Das Walliser Landschaf war bereits in den 20er und 30er Jahren im Verschwinden begriffen. Es war auch nicht zu den Prämierungen zugelassen. In den 30er und 40er Jahren erwuchs diesen Schafen eine starke Konkurrenz durch das Weisse Alpenschaf (WAS). Trotz seiner vielen Vorzüge konnte es sich gegen das von offizieller Seite intensiv geförderte WAS nicht behaupten. Hinzu kamen nach dem Zweiten Weltkrieg grossangelegte Ausmerzaktionen, die im Zuge der Bekämpfung von Tuberkulose und Bang (Malta-Fieber) in Walliser Schafherden durchgeführt wurden. Innert einem Jahrzehnt kam es so fast vollständig zum Verschwinden der traditionellen Walliser Landschafe. Allen neuen Rassen und wohl auch sonstigen modernen Zeiterscheinungen trotzten einige Liebhaber, die – aus welchen Gründen auch immer – an dieser alten Rasse festhielten.

 

Walliser Landschaf - Foto Marius Schnyder Bratsch

Rettung und Wiederaufbau durch PRO SPECIE RARA

Im Jahre 1985 stiess PRO SPECIE RARA im Oberwallis auf einige Schafhalter, die noch grössere Gruppen (20-30 Tiere pro Herde) mit Tieren des braunen Farbschlages züchteten. Bis 1989 waren dem Zuchtleiter der PSR insgesamt 120 Individuen im Oberwallis bekannt.
In der Folge konnte PSR einige Tiere aufkaufen und Zuchtgruppen an interessierte Halter abgeben. In der Zwischenzeit hat das Interesse an dieser Rassestark zugenommen, es sind heute über 1000 Tiere in sämtlichen Regionen der Schweiz anzutreffen. Im Jahre 2005 wurden erstmals Schafe nach Deutschland verkauft.

 

Walliser Landschaf - Foto Marius Schnyder Bratsch